Sich wehren oder lieber nicht?

In einer Notwehrsituation (und wir sprechen hier nur von dieser, also von einem Angriff auf Leib und Leben, nicht von sexistisch motivierten Belästigungen) gibt es nur eine Reaktion, die sich sinnvoll begründen lässt: sich konsequent zu wehren!

Schauen wir uns noch einmal die Zahlen an.

Paul, Susanne (1996): Studie der Polizeidirektion Hannover zum Gegenwehrverhalten bei Sexualstraftaten für die Jahre 1991-1994, 522 Fälle.

Leistete die Frau keine Gegenwehr, kam es in 74 % der Fälle zur Durchführung der Tat. Bei leichter Gegenwehr waren es 36 %.

Bei massiver Gegenwehr kam es in nur 15 % der Fälle zur Durchführung, in allen anderen Fällen zum Abbruch der Tat. In (nur!) einem Fall kam es zu einer nicht kontrollierbaren Gewalteskalation.

Durchgeführt: Tat

Abgebrochen: ❍

Keine Gegenwehr: T T T T T T T T T T T T T T T ❍ ❍ ❍ ❍ ❍

Bei massiver Gegenwehr: T T T ❍ ❍ ❍ ❍ ❍ ❍ ❍ ❍ ❍ ❍ ❍ ❍ ❍ ❍ ❍ ❍ ❍

(Mit „massiver Gegenwehr” ist hier gemeint: energischer Einsatz der Stimme, Schlagen, Beißen, Kratzen, Treten, also immer noch eher unspezifisches Sich-Wehren und bei weitem (!) nicht das, was Sie in einem Notwehrtraining lernen.)

Die Empfehlung kann also nur lauten: sich konsequent zu wehren!

Wenn Frauen in einem Selbstverteidigungskurs oder einem Notwehrtraining nichts anderes täten, als diese Entscheidung zu treffen (und sich die Erlaubnis dazu geben), wäre mehr erreicht als mit allem anderen, was man sonst noch täte.

Man kann selbstverständlich viel mehr tun (und im Training tun wir sehr viel mehr), die Prioritäten aber müssen stimmen.

Eine Anmerkung: In einer Notwehrsituation ist die Antwort auf die gestellte Frage einfach, in bezug auf den alltäglichen Sexismus ist sie es leider nicht. Da ist alles viel komplizierter.

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