Warum ich keine Seminare für Männer anbiete

Für Männer biete ich keine Seminare an.

Dies liegt nicht daran, dass ich im Auftrag des Herrn unterwegs sei oder mir die Ermächtigung von Frauen auf die Fahnen geschrieben hätte. That’s not my business.

Auch Männer geraten in Notwehrsituationen, in denen sie das Recht haben, sich zu wehren. Das, was ich vermittle, ist nicht an das Geschlecht des (vermeintlichen) Opfers gebunden.

Dennoch, keine offenen Seminare für Männer. Warum?

Viele Männer (deutlich mehr als Frauen) bringen Vorerfahrungen aus den Kampfkünsten mit. Und haben in der Regel auch zu viele Kung-Fu-Filme gesehen. Da Kampfkunst- und Kampfsportkenntnisse (so sie verinnerlicht sind) in einer Notwehrsituation nicht weiterhelfen, sondern eher hinderlich sind, gilt es, sich dieses Irrtums zu entledigen. Das dauert etwas und verlangsamt den Lernprozess im Rahmen eines Seminars allzu sehr. Dass die meisten Selbstverteidigungskurse, die heutzutage angeboten werden, von Kampfsportler.inne.n geleitet werden, die glauben, in einer Notwehrsituation sei Wettkampfsport das Mittel der Wahl, vielleicht auch so etwas wie Kampfsport-plus, alles eben »nur ein bisschen brutaler«, macht´s nicht einfacher.

Ganz entscheidend auch: Viele, vor allem jüngere Männer wissen nicht zuverlässig zwischen männlichem Ritualkampfverhalten (als einer Form sozialer Gewalt) und Notwehrsituation zu unterscheiden. Das, was ich im Notwehrtraining vermittle, hilft in einer harmlosen Barschlägerei nicht weiter. Sie lernen bei mir, sich in einer Notwehrsituation − und ausschließlich in dieser − angemessen zu verhalten und sicherzustellen, dass der Täter aufhört mit dem, was er tut.

Die Teilnahme am Seminar setzt eine gewisse Reife voraus. Bei Frauen setze ich diese voraus (und gehe das Risiko ein, mich auch einmal zu irren), bei Männern, die ich nicht kenne, möchte ich mir eine Reifeprüfung nicht anmaßen.

Darum biete ich keine Seminare für Männer an.

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